Sihanoukville
Als wir erwachen regnet es heftig. Wir drehen uns noch mal um. Eine Stunde später immer noch starker Dauerregen. Wir machen uns erste Gedanken auf welcher Strecke es weitergeht, wenn der Regen weiter so ausdauernd ist. Morgen erst noch einmal auf eine Insel und danach nach Phnom Penh. Die Prognosen sind für ganz Südostasien feucht, aber auch warm.
Wir lesen und schreiben und in einer Regenpause sind wir auch schon draußen. Am der riesigen Strandpromenade haben sich eine Menge Streetfood-, Klamotten- und Tinnefstände versammelt. Eine Musikanlage und Stuhlreihen sind aufgebaut.
Von allem mehr als man braucht. Das scheint symptomatisch für diese Stadt zu sein. Überall verschandeln aufgegebene Rohbauten die Stadt, aber unbeirrt werden weiter alte Häuser und gar ein ganzer Berg abgetragen.
Es beginnt wieder zu regnen und wir schlüpfen in einem Einkaufszentrum unter. Auch hier alles riesig und kaum Kunden.
Am Abend berichtet uns ein Wirt aus eigenem Erleben wie sich die Stadt zum Schlechteren wandelt. Vor zehn Jahren noch eine beschauliche Küstenstadt gilt sie heute als Spielereldorado. Chinesische Investoren haben für Landsleute rund hundert Kasinos errichtet. Mehr als in Macao. Zudem Luxushotels, Nachtclubs, Pubs und Co. Viele Kambodschaner profitieren von dem Boom wohl nicht, eher im Gegenteil. Einige Einheinische haben sich in den aufgegebenen Rohbauten eingerichtet, die das Stadtbild unschön prägen, nachdem deren Investoren sich wieder zurückgezogen haben.
Fragwürdige Bekanntheit hat die Stadt auch für systematischen Onlinebetrug, zum Teil wohl auch mit gegen ihren Willen festgehaltenen Arbeitssklaven erlangt. Da fragen wir uns schon was in all den Appartements um uns herum geschieht. (Zum Thema Online-Mafia haben wir hier einen aufschlussreichen und aktuellen Podcast ergänzt.)
Wir wohnen im 33. Stock eines sogenannten Condos wie es sie hier reichlich gibt. Kaum einer unserer Nachbarn scheint seine Behausung zu verlassen, statt dessen liefern etliche Fahrer, immer wenn wir das Haus verlassen, fertiges Essen an.
Ein wenig wie eine Geisterstadt.