Tag 1 – Am Limit

Kongsvoll – Ryphusan Refugium, 22 km

Am Morgen scheinen die Wiesen mit Reif bedeckt. Und es sind tatsächlich Null Grad als wir aufbrechen. Das die Fjelllandschaft auch im Sommer frostig sein kann, hatten wir schon erlebt und doch war es wieder eine Überraschung. Immerhin haben wir Sommer und August.

Wir freuen uns, der Olavsweg hat uns wieder.

Überraschung hält auch der erste Laufabschnitt bereit. Bereits nach 500 Metern wird es direkt ernst und wir verfluchen die zurückliegenden Monate im Homeoffice. Schnell wissen wir, dass Nordseeküste und Norwegen als Wanderterrain nicht zu vergleichen sind. Wir steigen auf und ab über Felsen und Birkenstämme, bahnen uns unseren Pfad durch Beerensträucher und passieren sumpfige Stellen, Bachläufe und Holzbrücken. Es geht hinauf und wieder hinab und dann nur noch nach oben. Nach acht der heutigen 22 Kilometern ist unser Akku schon ziemlich um gelben Bereich. 

Schöne Aussichten auf die vor uns liegende Strecke.

Und vor uns liegt das Fjell in seiner riesigen Weite. Am Himmel kreisen Bussarde, aber wir sehen von ihrer Beute nichts. Selbst die Kröten im Wald könnte man für mit Flechten bedeckte Steine halten. Allein Schafmütter mit ein bis zwei Lämmern durchstreifen wie wir die Landschaft. Wir fragen uns, ob wir in einer der wenigen Hütten über Nacht bleiben können. Doch alle sind verschlossen. Zwar ist der Himmel blau und die Sonne strahlt, doch wir wissen, dass es hier eisig werden wird. Unsere Schlafsäcke sind für Innenräume ausgelegt und zum Biwakieren nicht zu gebrauchen.

Die schmalen Pfade auf dem Fjell werden auch von Schafen genutzt.

Also müssen wir weiter durch diese endlose Landschaft. Als wir den höchsten Punkt des gesamten Olavswegs erreichen, sind die Schatten schon lang und wir greifen zu unseren Handschuhen.

Die letzten Kilometer gehen dauerhaft bergab. Hinunter zum Flusslauf der Driva. Hier erreichen wir kurz nach Sonnenuntergang die Pilgerunterkunft Rhyphusan Refugium. Doch die Tür ist verschlossen. Nichts stand davon in unserem Wanderführer, dass vorher angerufen werden muss. Wir finden ein Fleckchen mit Netz und wählen die erste angegebene Mobilnummer – nichts. Bei der zweiten haben wir Glück und ein hilfreicher Geist nennt uns die vier Ziffern ins Refugium. 

Hier fehlt es an nichts. Wasser schöpfen wir aus der Driva und machen uns warmen Tee und Nudeln in Tomaten. Bald kuscheln wir uns in unsere Schlafsäcke, die auch in dieser Hütte nicht wirklich Komforttemperatur mitbringen.

Unglaublich weit und schön
Nahe dem höchsten Punkt des gesamt Olavsweges
Perspektivenwechsel
Die Sonne macht der Kühle Platz.
Sonnenuntergang

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert