Tag 8 – Versackt

GumdalSkaun, 22 Km

Der Tag, der vor einem liegt ist immer der schwerste. Nach der Weitstrecke gestern und dem Aufenthalt im Luxusresort Gumdal sind wir für heute aber zuversichtlich. Wir freuen uns auf eine neue Landschaft, das Hochmoor.

Erst einmal geht es aber leichten Schrittes recht eben in den frischen Morgen. Nach fast drei Kilometern finden wir hinein in den Wald. Hier ist es kühler und feucht. An vielen Stellen führt der Pfad über Bohlen. Wir kommen rasch voran. Zu rasch, denn plötzlich rutschen einer von uns auf diesem glitschigen Untergrund die Schuhe weg. Eine unsanfte Landung auf der Laufplanke mit anschließender Matschpackung spendieren Schmerz und Spaß. Aber es muss weitergehen.

Der Solsjøen See friedlich am Morgen.

Bald erreichen wir den See Solsjøen. Hier verschnaufen wir in frühmorgendlicher Ruhe. Doch plötzlich herrscht wilde Aufregung. Vier Jungrinder, die irgendwie von ihrer Weide ausgebüxt sind, versuchen wieder zu den anderen zu gelangen. Auf beiden Seiten des elektrischen Zauns wird lauthals gemuht. Wir beiden Wanderer stehen den aufgeregten Jungtieren gespannt gegenüber und auch sie starren uns mit großen Augen an. Irgendwie schaffen wir es doch aneinander vorbei und setzen unseren Weg fort. 

Immer höher und höher geht es hinauf. Die Aussicht ist weit und nach rund neun Kilometern erreichen wir das Hochmoor. Wir gönnen uns hier einen Bonuskilometer, bevor wir wieder auf den rechten Pfad zurückfinden.

Vier Jungrinder haben sich von der Weide entfernt. Jetzt herrscht helle Aufregung auf beiden Seiten des Zauns.

Die Landschaft ist toll und die Heidelbeeren sind hier besonders groß und schmackhaft. Der Weg führt anfangs über Bohlen, die im weiteren Verlauf immer spärlicher werden. Oft geht es direkt durch tiefen Morast, der an manchen Stellen fast den Stiefelschaft erreicht. Wieder muss sich eine von uns hier keine Sorgen vor nassen Füße machen, die defekte Membran am rechten Schuh stellt sicher, dass die Socke bereits in der ersten Wiese am Tag die maximale Feuchtigkeitsmenge aufnimmt.

Rund fünf Kilometer laufen wir durch die Moorlandschaft, die immer wieder durch eine recht steile Passage aufgelockert wird.

Tolle Landschaft und die leckersten Früchtchen.
Das Hochmoor
Oft ging es auch ohne Bohlen durch tiefes Nass.

Dieser schwere Boden geht ganz schön an die Substanz und macht die Fußknöchel müde. Jeden Tag fordert die Topographie einen anderen Teil unseres Laufapparats mächtig heraus.

Immer wieder sinken wir fast bis zum Stiefelschaft ins Moor.
Es wäre auch ohne gegangen.
Gemischte Gefühle bei 38/660 Km.

Heute sind wir froh für die letzten vier Kilometer auf Asphalt laufen zu dürfen. Da kommt man flott voran und so erreichen wir am Nachmittag das kirchliche Gemeindezentrum in Skaun. 

Ein mittelalterliches Schmuckstück von 1180.

Anne und Hallvard sind bereit da und auch der Kaffee ist schon fertig. Für den frühen Abend hat sich Jon angekündigt, ein Gemeindemitglied, der uns eine Führung durch die Kirche gibt. Die kleine Kirche wurde 1180 erreicht und in etwa zeitgleich mit dem Dom in Trondheim. Jon, selbst bereits im Ruhestand, ist der Sohn des ehemaligen Hausmeisters, was ihn zu einem Füllhorn persönlicher Anekdoten rund um den Kirchenbau macht. 

Ein besonders Schmuckstück ist ein mittelalterliches Marien-Altarbild. Es soll das einzige in ganz Europa sein, dass sich noch in der Kirche befindet für die es einst geschaffen wurde. 

Wir sind alle vier ziemlich müde und richten bald unsere Lager im Mehrzwecksaal. Wir wissen schon heute, dass wir morgen steil gehen werden.

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